Budapest - Burgviertel mit königlicher Burg, Fischerbastei, Kettenbrücke
Nach der Niederwerfung des Aufstandes unter Franz II. Rákóczi beanspruchte das
Haus der Habsburger weiterhin ihre Herrschaftspolitik über Ungarn. Franz II. Rákóczi
wird heute als Nationalheld gefeiert. Sein Aufbegehren und das seiner Vorfahren und die Auswirkungen
der Französischen Revolution ließ ungarische Nationalgefühle aufkommen.
Anfang des !9. Jahrhunderts kam es zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, der die
nationalen Bestrebungen zur Wiedergewinnung der Unabhängigkeit verstärkte. In dieser
Zeit setzte auch der Prozeß der Verstädterung ein.
Auf der rechten Seite der Donau gab es das alte, hügelige vom Schloss überragte Buda.
Links der Donau existierte das in einer flachen Ebene liegende mit seinen einigen tausend
Bewohnern zählende Pest. Buda wie Pest waren selbstständige Ortschaften, die noch
nicht einmal mit einer Brücke verbunden waren. Warenaustausch und Reisende wurden mit
Fähren von einem zum anderen Ufer gebracht.
Parlamentsgebäude in Budapest
Durch das Wirken des ungarischen Politikers Graf István Széchenyi, der von 1791
bis 1860 lebte, begann der Aufstieg von Buda und Pest zur Donaumetropole. Eines seiner ersten
Projekte war die Gründung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Sein nächstes
Vorhaben sollte die Stadtentwicklung vorantreiben. Er setzte sich für die Dampfschifffahrt
auf der Donau und auf dem Plattensee ein.
Sein größtes Ziel beinhaltete die Vereinigung von Buda und Pest. Auch wenn er es nicht
mehr erlebte, war eines der ersten Geschehnisse in dieser Richtung die Errichtung einer ersten
festen Brücke - der Kettenbrücke "Lánchid" - neben dem Parlament - einem Wahrzeichen
der Donaumetropole.
Zwei englische Ingenieure Adams und William Clark errichteten in mehrjähriger Bauzeit die
Kettenbrücke, deren Eröffnung wegen revolutionärer Bewegungen in Europa, in die
auch Buda und Pest gezogen wurden, erst am 15. März 1848 erfolgte.
Es kam zum Aufbegehren - zur Volksrevolution - unter der Führung von Lajos Kossuth. Man forderte
auf dem Ständetag in Preßburg die Abschaffung der Leibeigenschaft und demokratische
Verhältnisse. Die Unabhängigkeit Ungarns wurde auf dem ungarischen Landtag bekanntgegeben.
Am 14. April 1849 rief Kossuth in Debrecen die erste Ungarische Republik aus.
Diese gab es aber nur vier Monate, denn kaiserliche Truppen und die Armee des russischen Zaren
zerschlugen das revoltierende Frühproletarier. Petöfi wurde getötet und Kossuth
musste das Land verlassen. Als Zeichen der Unterwerfung ließen die Habsburger auf dem
Gallértberg eine Zitadelle errichten.
Parlamentsgebäude - Innen- ansicht
Die politische und wirtschaftliche Entwicklung in Ungarn war nicht mehr aufzuhalten, Österreich
selbst war durch Niederlagen in zahlreichen Kriegen geschwächt. Auf Initiative des ungarischen
Politikers Ferenc Deáks 1867 kam es zum österreichischen-ungarischen Ausgleich, was zur
Folge hatte, dass die Österreichisch-Ungarische Monarchie entstand.
1873 vereinigte sich Buda, Obuda und Pest zur neuen Landeshauptstadt, dessen Name Graf Széchenyis
eingeführt hatte - BUDAPEST.
Die Vigadó - auch als Pester Redoute bezeichnet - steht im berühmten Donaukorso. Mit
dem Aufstieg von Budapest hat dieses besondere Gebäude eine enge Beziehung. 1849 wurde sein
Vorgängerbau von den Österreichern zerstört. Zehn Jahre später begann der
Wiederaufbau im Stil der sogenannten ungarischen Romantik, einer Stilrichtung, bestehend aus
byzantinischen, romanischen und maurischen Elementen mit ungarischen und orientalischen Figuren.
Der GebäUdekomplex ist heute die Musikhalle.
Keine andere europäische Großstadt wuchs so schnell wie das vereinigte Budapest. Pest
drängte ungestüm ins umgebende Flachland. Die Wachstumsphasen breiteten sich wie die
Jahresringe eines Baumes ins Umland aus.
Der innere Ring ist die alte Innenstadt. Er ist genauso von Autoverkehr verstopft wie der zweite
Ring - der Nagykörút - der große Stadtring. Dieser verläuft halbkreisförmig
von der Petöfi hid - Petöfibrücke - und endet wiederum an einer Donaubrücke
der Margit hid - Margarethenbrücke. Dabei durchläuft er dichtbewohnte Stadtviertel der
Donaumetropole. Der dritte und zugleich äußere Straßenring beginnt an der
Árpád hid - Árpádbrücke - und verläuft mittlerweile innerhalb
der wachsenden Stadt.
Für die Gestaltung der Gebäude griff man auf italienische und französische Renaissance
zurück - auch neugotische und neoklassizistische Elemente kamen zum Einsatz, wie es auch in
anderen Städten Europas Ende des 19. Jahrhunderts geschah.
Kettenbrücke
Zur Jahrhundertwende - vom 19. zum 20. Jahrhundert - erreichte der Bauboom seinen Höhepunkt.
Es entstanden das Parlamentsgebäude - das eins der größten der Welt wurde, die
größte Kirche - die Basilika, die Staatsoper, die Fischerbastei und das Kernstück
der Jahrtausendfeier - der Heldenplatz am Stadtwäldchen. Im Zentrum erhebt sich die
Jubiläumssäule und flankiert wird der Platz vom Museum der bildenden Künste und
der Kunsthalle.
Seit 1896 verkehrt unter der als Doppelallee angelegten Andrássystraße die erste
europäische Untergrundbahn auf dem Festland, denn London besaß nur ein solches
Verkehrsmittel. Die Bahnstationen wurden mit farbigen Fliesen verkleidet und mit sehr niedrigen
Decken ausgestattet. Bis 1973 versah eine aus der Anfangszeit des Fahrbetriebs erbaute Bahn mit
holzverkleideten Wagen ihren Dienst. Heute ist diese im Museum zu bestaunen.
Die Váci utca - Waitzener Straße - wurde der Ingriff westlichen Geschäftslebens.
Hier gab es teure Geschäfte, Bars und Restaurants, die sich kaum ein Magyare leisten konnte.
Die Váci utca und ihre Nebenstraßen sind eines der elegantesten und lebendigsten
Einkaufsviertel von Pest. Schon in sozialistischen Zeiten haben in Hofeinfahrten kleine
Geschäfte - die sogenannten Maszeks - existiert und Händler verkauften Dinge, die sie
selbst herstellten. Seit dem Zusammenbruch der sozialistischen Planwirtschaft werden Klein- und
Mittelbetriebe gefördert.
Buda bestand einst aus weit mehr als den damaligen Stadtteilen unterhalb des Festungshügels
und des Burgschlosses. Zu einem riesigen Häusermeer hatte sich Buda entwickelt, dass in
erster Linie von krummen Straßen und Gassen geprägt ist und von der Liebfrauenkirche,
die heute nur unter den Namen Mátyás templom - Matthiaskirche - bekannt ist.
Durch mehrere Umbauten ist ihr Alter für Besucher nicht erkennbar. 1308 bereits wurde Robert
von Anjou gekrönt - König Matthias ist in diesem Sakralbau sogar zweimal (1461 und 1476)
getraut worden.
Buda wurde dreimal belagert: 1686 als kaiserliche Truppen es von den Türken zurück eroberten 1848 durch kaiserliche und zaristische Truppen bei der Niederschlagung der Revolution und 1945 von der Roten Armee gegen die faschistischen Truppen.
Jedes Mal wurde dabei das Burgviertel vollkommen zerstört und wieder aufgebaut.
Heute belagern Scharen von Touristen das Viertel, aber ohne nennenswerte Schäden bis heute
hinterlassen zu haben.
Fischerbastei
Im Burghügel - dem Värhegy - befindet sich im Kalktuff ein ausgedehntes Höhlensystem.
Die Höhlen waren Zufluchsorte zur Zeit der Türkenbesetzung und im 2. Weltkrieg dienten
sie als Schutzräume.
In den mittelalterlichen Kellern des Hauses Úri utca 9 ist ein Höhlenmuseum eingerichtet.
Beim letzten Wiederaufbau des Burgviertels einschließlich der königlichen Burg wurden
Reste mittelalterlicher Vorgängerbauten freigelegt, Funde wie gotische Bauteile, die in den
Neubau integriert wurden bzw. eine stilgerechte Rekonstruktion der mittelalterlichen Stadt
gestatteten.
Durch die Kulturgeschichten von der Neuzeit bis ins historische Buda steigt der Besucher im
Burgmuseum.
Sehenswürdigkeiten:
Fischerbastei Burgviertel mit königlicher Burg Matthiaskirche - Mátyás templom Parlamentsgebäude Museum der bildenden Künste Kunsthalle